Auswirkungen des Zinsanstiegs
Man sollte meinen, dass der Zinsanstieg den Unternehmen zu schaffen macht – immerhin haben sich ihre Refinanzierungskosten innerhalb von zwei Jahren massiv erhöht: In den USA um das Dreifache, in Europa aufgrund der nur knapp positiven Renditen der IG Corps sogar um mehr als das Dreissigfache! (Grafik 1) Nämlich von 0,13% auf 4,2%. Betrachtet man jedoch die Daten für die USA, so ist dies nicht der Fall. Die Nettozinszahlungen der US-Unternehmen ausserhalb des Finanzsektors sind sogar um 1 Mrd. USD gesunken.

Eine mögliche Erklärung ist, dass der US-Unternehmenssektor nicht nur 10,6 Billionen an Verbindlichkeiten hat, sondern auch 7,6 Billionen an Geldvermögen. Auf der Passivseite haben die Unternehmen die Gunst des damals billigen Geldes klug genutzt und die Duration (Zinssensitivität oder durchschnittliche Kapitalbindungsdauer) ihrer Verbindlichkeiten deutlich erhöht. Auch einige Staaten wie Österreich refinanzierten sich lang; z.B. mit einer 100-jährigen (!) Anleihe. Deutschland hat wieder einmal geschlafen – dieser Seitenhieb sei erlaubt. Wie die Grafik zum Markt der Unternehmensanleihen guter Bonität (Grafik 2: IG Unternehmenssektor) zeigt, waren die US-Unternehmen hier aggressiver, allerdings auch von einem grundsätzlich höheren Ausgangsniveau. Auf der Anlageseite profitieren sie hingegen direkt von den nun höheren Marktzinsen, da es sich in der Regel um sehr kurzfristige Anlagen handelt.

Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle, dass auch die Verteilung innerhalb der Unternehmen sehr unterschiedlich ist: Während Grossunternehmen mitunter eigene Hedgefonds in Offshore-Ländern unterhalten und somit zu den Gewinnern zählen, ist dies bei kleineren und mittleren Firmen nicht der Fall. Diese leiden schneller unter dem Zinsanstieg. Dies erklärt auch, warum die Performance von Small & Mid Caps (Russel 2000 oder S&P MIdcap 400) derzeit nicht mit den Grossen (S&P 500) mithalten kann (vgl. dritte Grafik).
Fazit: Der steilste Zinsanstieg seit Jahrzehnten hatte bisher heterogene Effekte für Unternehmen. Die zweite Grafik zeigt zudem, dass die Duration auf Indexebene schon seit einiger Zeit wieder sinkt und die Unternehmen noch von der Durationsverlängerung in Zeiten niedriger Zinsen zehren.

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