Tareno View 2. Quartal 2024

In der neusten Ausgabe der Tareno View wird erläutert, warum wir weiterhin von einem günstigen Marktumfeld ausgehen und wo Vorsicht geboten ist. Ausserdem wird verraten, wie sich Tareno aktuell positioniert. Lesen Sie mehr in der aktuellen Tareno View.

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Veröffentlicht: 08.04.2024

Das vorteilhafte Anlageumfeld setzt sich fort

Seit eineinhalb Jahren profitieren die Aktienmärkte von einem positiven makroökonomischen Umfeld. Die Wirtschaft wächst stetig und die nachlassende Inflation ermöglicht es den Notenbanken, die Leitzinsen zu senken. Wir erwarten, dass dieses günstige Investitionsklima weiterhin anhält und die Aktienmärkte ihren Aufwärtstrend fortsetzen werden. Dennoch empfehlen wir bei besonders stark gestiegenen Marktsegmenten Vorsicht.

Makroökonomisches Umfeld

Der disinflationäre Aufschwung

Die jüngste Geschichte hat uns in Rekordtempo durch einen kompletten Konjunkturzyklus geführt, der durch die Dynamik von Wirtschaftswachstum und Inflation geprägt ist:

  1. Rezession (2020): Die Pandemie führte zu einem Wachstumseinbruch und Preisrückgängen.
  2. Inflationärer Aufschwung (2021): Die aufgestaute Nachfrage befeuerte Wachstum und Inflation.
  3. Stagflation (2022): Die Inflation kletterte auf neue Höchststände, während die Wirtschaft abkühlte.
  4. Disinflationärer Aufschwung (seit 2023): Der Inflationsdruck lässt nach, während das Wirtschaftswachstum anhält.

Mit dem vorherrschenden disinflationären Aufschwung erleben wir derzeit ein ausgesprochen vorteilhaftes Konjunkturumfeld für die Kapitalmärkte, ohne dass ein rasches Ende dieses Zustands absehbar ist. Das globale Wirtschaftsumfeld bleibt, angeführt von den USA, die voraussichtlich das siebte Quartal in Folge ein Wachstum von über 2% verzeichnen, ansprechend. Gemäss den neusten Prognosen der US-Notenbank soll das Wachstum in den kommenden Jahren überdurchschnittlich bleiben. Beim Sorgenkind Europa stehen dank günstigeren Energiepreisen und Impulsen aus dem Ausland die Zeichen auf Erholung.

Dieses robuste Wachstum wird von starkem Konsum, unterstützt durch einen stabilen Arbeitsmarkt, und signifikanten, staatlich geförderten Kapitalinvestitionen getragen, was anhaltendes Wachstum und steigende Unternehmensgewinne verspricht. Trotz dieses konstruktiven Wirtschaftsumfelds hat der Inflationsdruck deutlich nachgelassen. Ein Schlüsselfaktor hierbei sind Produktivitätsgewinne, beson­ders in den USA, wo technologische Fortschritte und Automatisierung die Effizienz stark verbessert haben. Diese Entwicklung, zusammen mit einer generellen Normalisierung der Wirtschaftsak­tivität, haben die Notenbanken dazu bewogen, Zinssenkungen in Aussicht zu stellen oder, wie im Falle der Schweiz, bereits vorzunehmen. Die Fed und die EZB werden voraussichtlich Mitte des Jahres folgen.

Marktkommentar

Was könnte die Rally gefährden?

Die attraktive Mischung aus steigenden Unternehmensgewinnen, nachlassendem Inflationsdruck und nahenden Zinssenkungen hat zu neuen Höchstständen an den meisten Aktienmärkten geführt. Angesichts dieser erfreulichen Wertsteigerungen, in Kombination mit einer optimistischen Risikostimmung unter Investoren, ist es besonders ratsam, wachsam zu bleiben und potenzielle Übertreibungen zu identifizieren. Aktuell sehen wir keine alarmierenden Anzeichen für eine generelle Überhitzung des Marktes; die Bewertungen in den meisten Regionen und Sektoren bewegen sich im historischen Durchschnitt und sind durch das gesunkene Risiko einer Rezession und die steigenden Unternehmensgewinne fundamental unterstützt.

Für 2024 wird global ein Gewinnanstieg von 6% und 2025 von 11% erwartet.

Auf der Suche nach möglichem Ungemach richtet sich unser Blick auch auf die weitreichende politische Entscheidung, die uns mit den US-Wahlen am 5. November bevorsteht. Alles deutet auf ein erneutes Aufeinandertreffen der beiden alten Kandidaten (im wahrsten Sinne des Wortes) hin, wobei Donald Trump beträchtliche Chancen auf eine zweite Amtszeit eingeräumt werden. Was könnte Trump 2.0 für die Kapitalmärkte bedeuten?

Bei seiner letzten Wahl stimulierte seine Politik von Steuersenkungen, Deregulierung und Fiskalausgaben die Aktienmärkte. Mit der Erwartung an ein ähnliches Szenario wären wir vorsichtig, da die aktuelle Ausgangslage der Märkte und der Wirtschaft heute eine ganz andere ist. Insbesondere sind die Spielräume für Steuersenkungen und zusätzliche Staatsausgaben wesentlich enger geworden, und eine Ausweitung des Staatsdefizits könnte Sorgen in Bezug auf die Tragfähigkeit der US-Staatsverschuldung wecken. Sollte Trump wiederum Zölle, Handelssanktionen und eine restriktive Einwanderungspolitik durchsetzen können, würde dies den Inflationsdruck verstärken und die Aufgabe der Geldpolitik zusätzlich erschweren.

Wir gehen davon aus, dass eine erneute Präsidentschaft Trumps zu höheren Risikoprämien für US-Staatsanleihen und somit zu Kursverlusten an den Anleihemärkten führen würde. Während Aktien aus der Öl- und Gasbranche sowie der Finanzsektor profitieren sollten, stünden exportorientierte Sektoren und umweltfreundliche Investments voraussichtlich auf der Verliererseite. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass politische Ereignisse schwer vorherzusagen sind und ihr Einfluss auf die langfristige Marktentwicklung oft begrenzt bleibt, weshalb die US-Wahlen unsere grundlegende Anlagestrategie nicht wesentlich beeinflussen.

Anlagepolitik

Aufholpotenzial ausserhalb der USA

Vor dem Hintergrund des beschriebenen vorteilhaften Anlageumfelds erwarten wir attraktive zukünftige Renditen. Obligationen bieten in den meisten Währungsräumen positive Realrenditen und stabilisieren das Portfolio. Unser Augenmerk liegt auf hochwertigen Schuldnern, die effektiv vor wirtschaftlichen Schwankungen schützen. Die leicht höheren Renditen riskanterer Obligationen entgelten die zusätzlichen Risiken mehrheitlich ungenügend. Bei der Auswahl der Laufzeiten bevorzugen wir mittlere Laufzeiten, um die erhöhten Renditen für die nächsten Jahre zu sichern, ohne dabei ein zu grosses Zinsänderungsrisiko einzugehen.

Obwohl Obligationen attraktive Renditen bieten, bevorzugen wir weiterhin Aktien, was sich in der Ausrichtung unserer ausgewogenen Mandate deutlich widerspiegelt.

Ergänzt werden unsere Portfolios mit sorgfältig ausgewählten Alternativen Anlagen. Dazu zählen Gold, eine monatlich handelbare und breit diversifizierte Privatmarktinvestition und Bitcoin. Bei Letzterem haben wir Gewinne realisiert, indem wir die Position bei einem Kurs von USD 72’000 reduzierten, nachdem erhebliche Mittelzuflüsse infolge der ETF-Zulassung zu einem Preisanstieg von 68% seit Jahresbeginn geführt hatten.

In unserer taktischen Aktienallokation sind wir bei grosskapitalisierten US-Unternehmen, deren Bewertungen auf den während der Negativzinsperiode nach der Pandemie erreichten Niveaus liegen, vorsichtiger geworden. Zudem ist der relative Bewertungsaufschlag dieser Unternehmen im Vergleich zum Weltmarkt historisch hoch, obwohl eine Prämie durch überdurchschnittliches Wachstum, insbesondere im Technologiesektor, teilweise gerechtfertigt ist. Dennoch deuten diese hohen Aufschläge kurz- bis mittelfristig auf eine unterdurchschnittliche Entwicklung, im Vergleich zu anderen Wachstumsthemen wie Gesundheit oder Wasser, anderen Marktsegmenten wie Small und Mid Caps und anderen Regionen wie der Schweiz, hin.

Ein Katalysator für eine temporäre relative Schwäche des US-Marktes könnte die abnehmende Wachstumsdifferenz zwischen den USA und anderen Industrieländern sein. Diese Überlegungen führten in unseren Portfolios zu vereinzelten Teilgewinnmitnahmen bei US-Technologiewerten und einer Umschichtung des in den USA kotierten Baustoffherstellers CRH in die Schweizer Holcim.

Trotz der hohen Bewertungen der US-Technologieaktien raten wir vor einer vollständigen Abkehr ab. Die führenden Positionen, hohe Rentabilität und das strukturelle Wachstum, insbesondere durch Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz, bedeuten, dass grosse US-Technologiewerte auch weiterhin erheblichen Wert für Aktionäre schaffen werden, was ihnen einen dauerhaften und prominenten Platz in unseren diversifizierten Portfolios sichert.

Impressum

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www.tareno.ch

 

Verantwortlich

Simon Lutz
Chief Investment Officer
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