Tareno View Juli 2024

In der neuen Ausgabe der Tareno View gibt Simon Lutz Einblicke in das sich verändernde Zins- und Marktumfeld. Erfahren Sie, wie sich Tareno in diesem Umfeld positioniert.

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Veröffentlicht: 03.07.2024

Zinssenkungszyklus gewinnt an Dynamik

Der weltweit nachlassende Inflationsdruck ebnet den Weg für einen globalen Zinssenkungszyklus in Richtung eines neutraleren Niveaus. Den Anfang im Club der wichtigsten Zentralbanken machte im März die Schweiz, gefolgt von Schweden, Kanada und der Eurozone. Grossbritannien und die USA dürften in der zweiten Jahreshälfte folgen. Anleger sollten ihre Portfolios frühzeitig auf ein niedrigeres Zinsumfeld ausrichten. An attraktiven Anlagemöglichkeiten mangelt es nicht: Durch den Kauf von Anleihen mit mittleren Laufzeiten können die aktuellen Renditen für einige Jahre gesichert werden. Für höhere und dennoch stabile Renditen bietet das wachsende Angebot an Privatmarktanlagen interessante Möglichkeiten. Im Aktienuniversum sehen wir trotz der jüngsten Rekordstände einiger Aktienindizes eine Vielzahl von Qualitätsunternehmen zu vernünftigen Preisen, nicht zuletzt in der Schweiz.

 

Makroökonomisches Umfeld

Inflationsdruck lässt nach

Seit dem fulminanten Comeback der Inflation vor drei Jahren dominiert die Inflationsentwicklung das makroökonomische Bild, denn sie bestimmt die Richtung der Geldpolitik und damit auch der Konjunktur und der Kapitalmärkte. Nach dem starken Rückgang im vergangenen Jahr bewegten sich die Inflationsraten im ersten Halbjahr mehrheitlich seitwärts und lagen in den meisten Ländern weiterhin über den Zielwerten der Notenbanken. Ein genauerer Blick auf die Einflussfaktoren der Inflationsentwicklung zeigt jedoch, dass der Inflationsdruck kontinuierlich abnimmt. In vielen Wirtschaftsbereichen haben sich Angebot und Nachfrage in den letzten Monaten wieder besser ausbalanciert. Bei den Güterpreisen hat sich die Teuerung bereits vollständig zurückgebildet.

Etwas langsamer verläuft die Normalisierung bei den Dienstleistungen. Insbesondere in den USA hatten die während der Pandemie angehäuften Ersparnisüberschüsse die Ausgaben für Urlaub, Freizeit, Restaurantbesuche etc. lange Zeit hoch gehalten. Diese Überschüsse sind nun weitgehend aufgebraucht, was zu einem Nachlassen der Konsumfreude in den USA und letztlich zu einer Entspannung auf dem US-Arbeitsmarkt führt, wie das Lohnwachstum zeigt.

Trotz der sich abzeichnenden Abschwächung des US-Konsums gehen wir für die kommenden Quartale von einer stabilen Entwicklung der Weltwirtschaft aus. Zum einen sind Konsumenten und Unternehmen in guter finanzieller Verfassung. Zum anderen werden die Investitionsausgaben aufgrund staatlicher Unterstützung sowie struktureller Trends wie Dekarbonisierung, Reorganisation von Lieferketten und technologischem Fortschritt hoch bleiben. In Europa und China zeichnet sich eine langsame Erholung ab, die von einer allmählichen Wiederbelebung der Industrie und einer Verbesserung des Verbrauchervertrauens getragen wird.

Alles in allem bietet die Kombination aus stabilem Wachstum, sinkender Inflation und einer Lockerung der Geldpolitik nach wie vor gute Aussichten für die Kapitalmärkte.

 

 

Marktkommentar

Big Tech Boom

Der Weltaktienindex MSCI World legte im ersten Halbjahr um erfreuliche 10% zu. Getragen wurde dieser Kursanstieg einmal mehr von Big Tech, beflügelt von steigenden Gewinnerwartungen durch künstliche Intelligenz. Die Investitionsausgaben der Tech-Giganten dürften sich in diesem Jahr auf USD 205 Mrd. belaufen, was einem Anstieg von 40% gegenüber 2023 entspricht. Diese enormen Investitionen unterstreichen unsere Ansicht, dass Künstliche Intelligenz nicht nur ein vorübergehender Hype ist, sondern einer der wichtigsten Megatrends unserer Zeit.

Vor dem Hintergrund des enormen Potenzials halten wir ein strategisches Engagement im Technologiesektor für zwingend. Allerdings hat die explosionsartige Kursentwicklung der letzten Jahre zu einer deutlichen Bewertungsexpansion geführt, die sich mit fundamentalen Bewertungsansätzen nur noch schwer rechtfertigen lässt.

Die fünf wertvollsten Unternehmen der Welt (Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon und Nvidia) machen heute ein Fünftel des gesamten Weltaktienmarktes aus. Das ist mehr als ganz Europa, was erschreckend und bedenklich zugleich ist.

Statt Big Tech hinterherzujagen, empfehlen wir derzeit eher Investitionen in Schweizer Qualitätsaktien und in japanische Aktien mit deutlich angemesseneren Bewertungen und entsprechend besseren Renditeaussichten. Von den erwarteten Zinssenkungen und der Erholung der Industrie dürften vor allem exportorientierte, mittelgrosse Unternehmen profitieren. Kaufgelegenheiten könnten sich vor allem dann ergeben, wenn die aktuell unsichere geopolitische Lage und die anstehenden Wahlen in den USA, Frankreich und Grossbritannien zu vorübergehenden Kursrückschlägen führen.

Der Schweizer Franken erweist sich einmal mehr als gute Absicherung gegen Schwankungen aufgrund politischer Risiken. In den ersten Monaten dieses Jahres wertete er aufgrund der gestiegenen Zinsdifferenz zum Euro zwar um rund 7% ab. Mit zunehmender politischer Unsicherheit kehrte der Franken aber wieder auf seinen langfristigen Aufwertungspfad zurück. Wir gehen davon aus, dass die Stärke des Schweizer Frankens anhalten wird, nicht zuletzt, weil sich der Zinsvorteil anderer Währungen sukzessive verringern wird.

 

Anlagepolitik

Gezielte Portfolioanpassungen

Dass unsere Einschätzung des Marktes und des makroökonomischen Umfelds nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, sondern sich auch in der Ausrichtung unserer Portfolios niederschlägt, zeigen die vorgenommenen und geplanten Anpassungen.

Unsere Überzeugung für den Schweizer Franken hat uns im Mai dazu bewogen, die Schwäche seit Jahresbeginn zu nutzen, um unsere Portfolios noch stärker auf den Schweizer Franken auszurichten. In unseren Portfolios mit Referenzwährung Euro haben wir die Währungsabsicherung gegenüber dem Schweizer Franken bei einem Kurs von EUR/CHF 0.99 aufgelöst.

Die attraktiven Renditeaussichten von Schweizer Qualitätsunternehmen und japanischen Aktien veranlassten uns zu Zukäufen in diesen Bereichen. Unsere Wahl fiel auf den weltgrössten Schokoladenhersteller Barry Callebaut und den auf Rohrleitungssysteme spezialisierten Industriekonzern Georg Fischer. In Japan bauten wir unsere bestehende ETF-Position aus. Zur Finanzierung nahmen wir bei grösseren Positionen Gewinne mit und reduzierten den MSCI World ETF.

Vor dem Hintergrund des sinkenden Zinsniveaus liegt der Schwerpunkt unserer strategischen Ausrichtung derzeit auf der Anlage überschüssiger Liquidität und Geldmarktanlagen. Neben dem Kauf von Unternehmensanleihen mit mittleren Laufzeiten prüfen wir den Ausbau ausgewählter Privatmarktanlagen, insbesondere in den Bereichen Private Equity und Infrastruktur.

Positive Zwischenbilanz

Sämtliche in unserer Positionierung vertretenen Anlageklassen lieferten im ersten Halbjahr positive Renditen, was zu einer sehr erfreulichen Performance unserer Mandate zur Jahresmitte führte. Dies nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch im Vergleich zu unseren Mitbewerbern. Damit knüpfen wir nahtlos an unseren langjährigen erfolgreichen Leistungsausweis an.

Mit den gezielten Anpassungen unserer langfristig ausgerichteten Positionierung an das sich verändernde Zins- und Marktumfeld stellen wir die Weichen für eine weiterhin erfolgreiche Performanceentwicklung.

Impressum

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www.tareno.ch

 

Verantwortlich

Simon Lutz
Chief Investment Officer
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