Tareno View Q1 2024
Veröffentlicht: 10.01.2024
Marktkommentar
Anleihen
Die Entwicklung der Zinsen glich im vierten Quartal einer wahren Achterbahnfahrt. Mitte Oktober lag der Zins für 10-jährige US-Anleihen bei rund 5%, so hoch wie zuletzt im Jahr 2007. Rückläufige Inflationsdaten und ein absehbares Ende des Erhöhungszyklus liessen die Zinsen in den folgenden Wochen auf breiter Front sinken. Zum Jahresende lag die Rendite 10-jähriger US-Anleihen wieder unter der Marke von 4%. Vor diesem Hintergrund verzeichneten auch Unternehmensanleihen eine positive Entwicklung. Die anhaltende Aussicht auf eine sanfte wirtschaftliche Landung spiegelte sich in insgesamt niedrigeren Risikoprämien wider. Dank anhaltend niedriger Ausfallraten verlief auch die Performance von Hochzinsanleihen im Berichtszeitraum positiv.
Aktien
Fallende Inflationsraten und sinkende Zinsen befeuerten ab November eine Jahresendrally, die bis in die letzten Handelstage des Jahres anhielt. Während sich die amerikanischen und europäischen Indizes ähnlich positiv entwickelten, enttäuschten chinesische Aktien erneut. Das Umfeld sinkender Zinsen trieb vor allem Wachstumswerte an, weshalb der technologielastige Nasdaq die Liste der Gewinner auf Indexebene anführt. Der Schweizer SMI blieb aufgrund seiner defensiven Ausrichtung etwas zurück, lag jedoch nur knapp 4% unter dem Jahreshöchststand.
Alternative Anlagen
Der Goldpreis erreichte zum Jahresende neue Höchststände und konnte sich deutlich über USD 2´000.- festsetzen. Auslöser für den Preisschub war die Erwartung mittelfristig sinkender Zinsen, ein schwächerer USD und die anhaltenden geopolitischen Risiken, die Gold als sichere Anlage begehrt machen. Der Bitcoin verzeichnete im 4. Quartal Zuwächse um rund 60% und notiert über der Marke von USD 43´000.-. Kurstreibend wirkten die erwarteten Zulassungen von Bitcoin-ETFs in den USA, die im Januar auf den Markt kommen dürften.
Makroökonomisches Umfeld
Das konjunkturelle Bild stützte die Entwicklung der Kapitalmärkte. Obwohl sich in der Stimmung der Einkaufsmanager, der Industrieproduktion oder der Kapazitätsauslastung Schwächetendenzen zeigten, blieb die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft insgesamt erhalten. Das Szenario der sanften Landung bleibt weiterhin aktuell. In der Eurozone zeichnete sich eine Bodenbildung auf tiefem Niveau ab. Das deutsche Ifo-Geschäftsklima und Indikatoren für das verarbeitende Gewerbe erholten sich vorsichtig von Ihren Tiefpunkten im Spätsommer.
In der Schweiz zeigte die Wirtschaft weiterhin eine verblüffende Resilienz. Die wirtschaftspolitischen Reformen der vergangenen Jahre trugen entscheidend dazu bei, dass die Schweiz heute zu einem der wirtschaftlich stabilsten Ländern der Welt gehört. Enttäuschend verlief hingegen die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft. Es wird zunehmend deutlich, dass die Stimulusprogramme aus dem 3. Quartal an Zugkraft einbüssen. Zusätzlich befindet sich der aufgeblähte Immobiliensektor weiterhin in einer Korrekturphase, die auch andere Wirtschaftszweige belastet. Chinas ökonomische Schwäche macht sich auch in Japan bemerkbar, dessen Wachstumsschub aus der ersten Jahreshälfte weiter nachliess.
Positive konjunkturelle Signale kommen von den auf breiter Front rückläufigen Inflationsdaten. Die letzten Monate zeigten, dass die Zinserhöhungen der jüngsten Vergangenheit ihre gewünschte Wirkung entfalten. In den USA, in Europa und in der Schweiz liegen die realen Renditen im restriktiven Bereich, was den Zentralbanken erlaubte, ihre Rhetorik abzuschwächen.
Ausblick
Trotz zahlreicher Herausforderungen, vor allem auf geopolitischer Ebene, blicken wir zuversichtlich auf die Chancen, die uns das Jahr 2024 zweifellos bieten wird. Aktuell prägen die Diskussionen über etwaige geldpolitische Lockerungen sowie deren zeitliche Abfolge das Geschehen an den Märkten. Wir gehen davon aus, dass sich diese Perspektiven immer wieder verändern werden, was zu starken Reaktionen an den Märkten führen kann. Es scheint plausibel, dass sich die Konjunktur in den Industriestaaten noch etwas abschwächen wird, während sich die Inflation langsam den Zielniveaus der Notenbanken nähert. In diesem Umfeld bieten sowohl Aktien als auch festverzinsliche Wertpapiere gute Anlagechancen.
Wir sind absolut überzeugt davon, dass wir in einer Ära unübertroffener Chancen leben. Unsere Welt ist geprägt von Innovation und Disruption durch wegweisende Technologien wie Blockchain, künstliche Intelligenz, Genomsequenzierung, Robotik, Energiespeicherung, Elektrofahrzeuge und vieles mehr. Diese wegweisenden Projekte und Entwicklungen schaffen nicht nur einen Wandel, sondern eröffnen auch herausragende Investitionsmöglichkeiten.
Es ist genau diese Vielfalt an innovativen Sektoren, die unsere Investmentlandschaft so faszinierend und dynamisch gestaltet. In dieser Ära der Veränderungen gilt es besonnen, aktiv und visionär zu agieren. Daher betrachten wir nicht nur die gegenwärtigen Herausforderungen, sondern vielmehr die Chancen, die sich aus diesen disruptiven Entwicklungen ergeben. Wir sind bestrebt, von diesen Transformationsprozessen zu profitieren und gleichzeitig eine nachhaltige und risikobewusste Portfoliostrategie zu verfolgen. So gestalten wir eine aufregende und erfolgreiche Reise durch dieses Zeitalter der unendlichen Möglichkeiten.
Anlagepolitik
Asset Allokation
Das Zitat von Warren Buffet «Die Börse ist ein Instrument, um Geld von Ungeduldigen zu Geduldigen zu transferieren» fasst das Börsenjahr 2023 treffend zusammen. Das vergangene Jahr hat eindrücklich gezeigt, dass man sich als Anleger von schlechten Wirtschaftsprognosen und möglichen Krisen nicht verunsichern lassen und an seiner Anlagestrategie festhalten sollte.
Die erneute Bestätigung dieser Erkenntnis entspricht unserer Anlagephilosophie, wonach das grösste Anlagerisiko darin besteht, gar nicht investiert zu sein. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Aktienmärkte immer einen Weg aus der Krise finden, dass es aber gleichzeitig immer Gründe gab, gibt und geben wird, kurzfristig zu verkaufen. In diesem Sinne bleibt unsere wichtigste Empfehlung für das Börsenjahr 2024: Investiert bleiben.
Von Obligationen erwarten wir 2024 nicht nur Stabilität, sondern auch positive Beiträge. Wir halten uns hier weiterhin an kürzere Laufzeiten und Schuldner mit guter Bonität.
Die Kombination aus einer moderaten Wachstumsverlangsamung, niedrigeren Zinsen und positiven Unternehmensgewinnen dürfte einen guten Nährboden für einen moderaten Anstieg der Aktienmärkte im Jahr 2024 bilden. Darüber hinaus erwarten wir, dass der Anstieg der Aktienmärkte ausgewogener ausfallen wird als im Jahr 2023, in dem die aussergewöhnliche Performance der „Magnificent 7“ der Haupttreiber für den Kursanstieg war. Für 2024 erwarten wir einen breiteren Anstieg der Aktienmärkte und sehen gute Chancen für Titel, die bisher hinterherhinkten, wie etwa Schweizer Aktien (von Small bis Large Caps) oder Value-Aktien. Aktuell halten wir die Aktienquote nahe am erlaubten Maximum.
Alternative Anlagen verbessern insgesamt das Risikoprofil unserer Portfoliostrategien, daher werden wir weiterhin an der bisherigen Allokation festhalten.
Positionierung
Anleihen
Im Vergleich zu vielen Prognosen teilen wir den unbegrenzten Optimismus bezüglich der weiteren Kursentwicklung bei Obligationen nicht vollumfänglich. Aufgrund verschiedener Zinsentwicklungsszenarios und unserer Erwartung eines Anstiegs der Risikoaufschläge bleiben kurzlaufende Staatsanleihen und Pfandbriefe eine attraktive Beimischung. Bei Rückzahlungen von bestehenden Anleihen integrieren wir diese in die Portfolios, um die Robustheit der Portfolios zu stärken. Investment-Grade-Anleihen behalten ihre Überlegenheit gegenüber Hochzinsanleihen bei. Aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen setzen wir weiterhin ausschließlich auf Unternehmensanleihen mit kurzen Restlaufzeiten und erachten es als zu unvorsichtig, nur aufgrund von erwarteten Zinssenkungen auf langlaufende Obligationen zu setzen.
Aktien
Im letzten Tareno View vor 3 Monaten identifizierten wir eine stark negative Anlegerstimmung und haben dies als guten Einstiegszeitpunkt für Aktien empfohlen. Dies hat sich ausgezahlt. Allerdings schlägt das Pendel jetzt in die andere Richtung aus und bedeutet aus unserer Sicht für die USA eine vorübergehende Konsolidierungsphase.
Bessere Anlagechancen sehen wir kurzfristig im defensiv ausgerichteten Schweizer Aktienmarkt, der noch weit von einer Anlegereuphorie entfernt ist. Wir streben daher in den kommenden Wochen einige Portfoliotransaktionen an, bei denen wir diese Überzeugung umsetzen.
Unabhängig von unserer kurzfristigen Einschätzung bleibt unser Grundsatz bestehen: Wir setzen ausschliesslich auf solide und profitable Geschäftsmodelle bei der Auswahl von Einzeltiteln. Dieser konsistente Ansatz bildet das Fundament unserer langfristigen Anlagestrategie.
Alternative Anlagen
Unsere Engagements im Bereich der alternativen Anlagen sind sorgfältig auf Gold, Bitcoin und eine semi-liquide Anlage im Bereich Private Equity ausgerichtet. Diese Investments sind in unterschiedlichen Risikoklassen positioniert und machen im Portfolio je nach Anlagelösung zwischen 5% und 11% aus. Die strategische Ausrichtung beruht darauf, dass diese Anlagen eine Kursentwicklung verzeichnen, die möglichst unabhängig von traditionellen Anlageklassen wie Anleihen oder Aktien verläuft. Dadurch tragen sie massgeblich zur Diversifikation des Portfolios bei. Diese Einschätzung bestätigen wir zu Jahresbeginn erneut, und darüber hinaus identifizieren wir zahlreiche positive Kurstreiber für alle drei Teilbereiche.
Gold bleibt als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten attraktiv, während Bitcoin aufgrund seiner dezentralen Natur und begrenzten Versorgung als digitales Gold zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Anlage im Private-Equity-Bereich profitiert von einer breiten Palette innovativer Unternehmen und hat sich als vielversprechender Wachstumsbereich erwiesen. Diese Vielfalt stärkt die Resistenz unseres Portfolios gegenüber Marktschwankungen und bietet attraktive Renditechancen im dynamischen Umfeld der alternativen Anlagen.
Währungen
Wir setzen unser aktives Währungsmanagement konsequent fort und streben dabei eine zurückhaltende bis moderate Fremdwährungsgewichtung an. Der Schweizer Franken behält aufgrund seiner historischen Performance unangefochten den Status der von uns bevorzugten Währung. Infolgedessen beabsichtigen wir künftig, die Gewichtung des Schweizer Frankens in unseren Fremdwährungsportfolios gezielt zu erhöhen.
Wir antizipieren, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Wechselkurseffekt weiterhin geschickt nutzen wird, um den Franken angesichts des globalen Inflationsdrucks weiter aufzuwerten. Diese Massnahme wird wie bis dato dazu beitragen, den Anstieg der Inflation zu dämpfen. Unsere Prognose sieht eine Fortsetzung des langfristigen Aufwertungstrends des Schweizer Frankens vor.
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Verantwortlich
Sybille Wyss
Chief Executive Officer
s.wyss@tareno.ch
Stefan Schütz
Head Equity Research
s.schuetz@tareno.ch
Disclaimer
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