Tareno View Oktober 2025

Im dritten Quartal 2025 stellt die Weltwirtschaft ihre Widerstandskraft erneut unter Beweis, trotz hoher US-Zölle und politischer Unsicherheit. Da die Fed ihren Lockerungskurs wieder aufnimmt, erhalten die Unternehmensgewinne zusätzlichen Rückenwind.

Veröffentlicht: 09.10.2025

Chancenreich ins vierte Quartal

Die Weltwirtschaft stellt ihre Widerstandskraft erneut unter Beweis, trotz hoher US-Zölle und politischer Unsicherheit. Da die Fed ihren Lockerungskurs wieder aufnimmt, erhalten die Unternehmensgewinne zusätzlichen Rückenwind. Die Zeichen für weiter steigende Aktienkurse stehen also gut. Kaufenswerte Titel finden wir nach wie vor vielerorts, etwa im Gesundheitswesen, wo strukturelles Wachstum und solide Bilanzen überzeugen. Die Kehrseite der geldpolitischen Lockerung sind sinkende Renditen auf Liquidität und Obligationen. Damit steigt die Bedeutung von Alternativen Anlagen im Portfolio. Erfreulicherweise gibt auch hier vielfältige und chancenreiche Anlagemöglichkeiten, wie im letzten Teil unseres Tareno Views zu erfahren ist.

Makroökonomisches Umfeld

Die Teflon-Konjunktur

Trotz aller Widrigkeiten der letzten Jahre (Immobilienkrise in China, Krieg in der Ukraine, Inflationswelle, Rekord-Zinsanstieg, Sorgen um die Staatsverschuldung) wächst die Weltwirtschaft konstant um rund 3% pro Jahr. Auch der Zoll-Schock hinterlässt zwar Bremsspuren, kann die Weltkonjunktur aber kaum ins Wanken bringen. Widerstandsfähig zeigen sich auch besonders betroffene Länder wie die Schweiz, die selbst bei einer Beibehaltung des Zollsatzes von 39% eine Rezession vermeiden dürfte.

Um einer möglichen stärkeren Konjunkturabschwächung vorzugreifen, hat die US-Notenbank am 17. September den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Gleichzeitig signalisiert sie weitere Zinssenkungen in diesem und im nächsten Jahr. Damit gibt die tonangebende Notenbank grünes Licht für eine Fortsetzung des globalen Zinssenkungszyklus.

Den Zinssenkungszyklus vorerst beendet haben dürften die Europäische Zentralbank wie auch die Schweizerische Nationalbank. Mit den zu erwartenden weiteren Senkungen der US-Notenbank und dem damit dahinschmelzenden Zinsvorteil dürfte der US-Dollar die seit Jahresbeginn eingesetzte Abwertung fortführen.

Ein Blick auf die Kaufkraftparität zeigt, dass der US-Dollar trotz der jüngsten Abwertung nach wie vor überbewertet ist. Angesichts des zunehmenden Vertrauensverlustes erscheint eine Bewertungsprämie gegenüber dem Schweizer Franken nicht gerechtfertigt und eine strukturelle Abschwächung des USD wahrscheinlich.

Marktkommentar

Gute Perspektiven

Trotz der Zollunsicherheit wachsen die globalen Gewinne weiterhin robust, angeführt von den US-Technologieführern. Diese profitieren vom ungebrochenen Rückenwind der künstlichen Intelligenz. Da die KI-Investitionen auch im kommenden Jahr weiter deutlich steigen dürften, werden KI-Werte voraussichtlich die Zugpferde am Aktienmarkt bleiben, mit positiven Spillover-Effekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

 

 

Für das kommende Jahr erwarten wir eine breitere Abstützung des Gewinnwachstums durch zusätzliche Sektoren. Insbesondere die zinssensitiven Sektoren dürften nach einer langen Durststrecke wieder an Dynamik gewinnen. Angesichts der historisch hohen Bewertungsunterschiede erachten wir eine Überprüfung der Sektorallokation als sinnvoll. Wir ziehen eine diversifizierte Allokation den Klumpenrisiken vieler Indizes vor.

 

Die Kombination aus geldpolitischer Lockerung, robustem Gewinnwachstum und Rückenwind durch die Künstliche Intelligenz dürfte für eine anhaltend freundliche Stimmung an den Aktienmärkten sorgen.

Nebst den intakten Fundamentaldaten stimmt auch die Marktstimmung zuversichtlich. In der Breite findet eine konstruktive Debatte über Bewertungen statt, und Positionierungsdaten zeigen, dass weiterhin reichlich Liquidität auf der Seitenlinie vorhanden ist, die die Märkte bei Rücksetzern stützen kann.

Ausdruck dieser ausgewogenen Anlegerstimmung ist die Vielzahl attraktiver Kaufgelegenheiten, besonders bei Gesundheitswerten. Nachfolgend eine Auswahl.

 

Anlagepolitik

Alternativen gesucht

Obschon wir vom Potenzial der Künstlichen Intelligenz und den Gewinnaussichten im Technologiesektor überzeugt sind, gibt es Gründe, Vorsicht walten zu lassen. Die aktuellen Bewertungen im Technologiesektor sind im Vergleich zu den langfristigen Durchschnitten und zum Gesamtmarkt hoch. Nach der starken Entwicklung der letzten Zeit wäre eine Konsolidierung aus unserer Sicht nicht überraschend. In unseren Portfolios mit hohen Technologiegewichten haben wir deshalb Teilgewinne realisiert und in den Gesundheitssektor reinvestiert, um ein gesundes Gleichgewicht zwischen Wachstum und Stabilität zu wahren.

 

Mit der Fortsetzung des Zinssenkungszyklus sinken auch die Realrenditen von Cashbeständen und Obligationen. Angesichts der vielerorts hohen Staatsverschuldung ist mit anhaltend niedrigen Realrenditen zu rechnen, möglicherweise begleitet von staatlichen Interventionen (Stichwort: finanzielle Repression). Langfristig orientierte Anleger sollten sich folglich Gedanken über ihre strategische Allokation machen. Wir sehen einen klaren Mehrwert in der Beimischung von Alternativen Anlagen als Ersatz für überschüssige Liquidität und Obligationen, weil sich damit die Resilienz und die Renditeaussichten des Portfolios merklich verbessern lassen. Am überzeugendsten erachten wir Gold, Kryptowährungen und Privatmarktanlagen. Seit dem letzten Tareno View haben wir den Portfolioanteil Alternativer Anlagen durch den Kauf eines Ethereum-ETPs und eines Privatmarktfonds auf Kosten von Liquidität und Obligationen erhöht.

Nicht-US-Investoren stellen sich oft die Frage, ob sie das USD-Risiko absichern sollen oder nicht. Aus sehr langfristiger Sicht macht dies keinen wesentlichen Unterschied, da die Absicherungskosten den Wertverlust über die Zeit tendenziell ausgleichen. Dieses und das letzte Jahr zeigen jedoch eindrücklich, dass die Frage der Absicherung kurzfristig einen erheblichen Einfluss auf die Performance haben kann.

Aus unserer Sicht muss die Abwägung, ob das Währungsrisiko in einem Portfolio abgesichert werden soll, keine binäre Entscheidung sein. Anstatt nur eine vollständige oder gar keine Absicherung des USD in Betracht zu ziehen, halten wir es für sinnvoller, einen Teil des Währungsrisikos zu neutralisieren. Derzeit sichern wir zwischen 40% und 50% des USD-Exposures in unseren CHF- und EUR-Portfolios ab.

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